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Nachwuchs

Nutzer: maike1512
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geschrieben am: 24.08.2007    um 21:56 Uhr   IP: gespeichert
Dieser Bericht über Kaninchennachwuchs soll in keiner Weise zum züchten oder zum Nachwuchs zeugen animieren. Es geht lediglich darum aufzuklären, was zu tun ist, wenn ein Notfalltier ungewollten Nachwuchs bekommt!

Oft hören wir Aussagen wie „Kaninchenbabys sind ja so niedlich“, „Ich möchte, dass meine Häsin einmal Babys bekommt, weil dann ist sie glücklicher“ oder „Ich möchte so gerne einmal Kaninchenbabys haben“. Kaninchenbabys sind niedlich, aber bergen auch eine Masse an Dinge, die man wissen muss, damit das Weibchen und die Babys nicht gefährdet werden! Jede Schwangerschaft birgt Gefahren, es können Komplikationen auftreten, die sogar zum Tod der Mutter und/oder zum Tod der Babys führen können. Ein Weibchen ist auch nicht glücklicher, wenn es einmal Nachwuchs hatte. Weibchen, die niemals einen Wurf hatten, sind genauso glücklich wie Weibchen, die schon einmal Nachwuchs hatten. Diese Aussage stammt lediglich von Leuten, die sich Kaninchennachwuchs wünschten und diesen rechtfertigen wollen. Es gibt massenweise Kaninchen in Tierheimen, Pflegestellen und Organisationen, so dass eine Vermittlung in ein artgerechtes Zuhause oft schwer ist.

Machen Sie sich vorab Gedanken, was mit dem Nachwuchs passiert. Wägen Sie ab und besuchen Sie ein örtliches Tierheim oder eine Pflegestelle. Vielleicht können Sie sich für eins der Kaninchen dort entscheiden und diesem ein neues Zuhause bieten!

Kaninchen sollten niemals „einfach so“ verpaart werden. Meistens führen solche Verpaarungen zu schweren Erbkrankheiten, wie z.B. Zahnfehlstellungen. Ein Kaninchen mit Zahnproblemen muss einmal im Monat zum Tierarzt um die Zähne kontrollieren zu lassen. Zudem müssen die zu verpaarenden Kaninchen diese Krankheiten noch nicht einmal zeigen. Es reicht, wenn es in ihnen ist. Kaninchen die sie im Tierhandel bekommen sind immer überzüchtet und tragen mehrere solcher Krankheiten in sich. Wenn sie diese auch noch miteinander verpaaren können auch mehrere der Krankheiten bei den Jungtieren ausbrechen. Ein solch krankes Kaninchen lässt sich kaum bis gar nicht vermitteln und so landen diese meistens im Tierheim. Auch wenn vor der Verpaarung bereits neue Zuhause gefunden sind, werden die kranken Tiere oft nicht geliebt und als Last empfunden. Treten die Krankheiten erst nach der Vermittlung auf, landen die Tiere ungeliebt in Tierheimen, wo sie auch keiner haben möchte.

Kaninchen haben eine Tragzeit von 28-33 Tagen und bekommen 1-10 Junge. Ein Weibchen kann bereits während einer Schwangerschaft wieder schwanger werden und das bereits kurze Zeit, d.h. wenige Stunden oder Tage nach dem Deckakt. Kaninchen machen KEINE natürlichen Pausen! Der Deckakt dauert nur wenige Sekunden, so dass auch „aufpassen“ keine Garantie für eine Verhinderung ist. Ist ein Weibchen schwanger, ist dieses nicht immer leicht zu erkennen, manche Weibchen werden aggressiver oder bissig, andere ziehen sich zurück oder fressen mehr. Bei Unsicherheit am besten den Tierarzt aufsuchen, der kann eine Schwangerschaft feststellen bzw. ausschließen.

Hilfe mein Weibchen ist schwanger!
Während einer Schwangerschaft braucht das Weibchen sehr viel Ruhe. In dieser Zeit keine Vergesellschaftungen mit anderen Tieren, keine Umzüge und das Gehege weitestgehend so lassen wie es ist, aber der werdenden Mutter eine Wurfkiste zur Verfügung stellen. Dieses kann ein großes Häuschen oder ähnliches sein und sollte nicht zu klein, denn es sollten bis zu 10 Junge darin Platz finden. Während der Schwangerschaft und des Großziehens der Jungen muss das gesamte Gehege sehr sauber gehalten werden um jegliche Art von Keimen von der werdenden Mutter und dem Nachwuchs fernzuhalten. Kurz vor der Geburt fängt das Weibchen an ein Nest zu bauen. Deswegen ist es sehr wichtig, dass sie genug Baumaterial zur Verfügung hat. Über eine extra Portion Stroh, Heu und getrocknete Blätter täglich wird sie sich sehr freuen.
Knapp vor der Geburt fängt sie an, sich das Bauchfell zu rupfen, um damit das Nest auszupolstern. Es kann vorkommen, dass sie dadurch kahle Stellen bekommt, die wachsen aber in der nächsten Zeit schnell wieder nach.
  TopZuletzt geändert am: 31.12.2020 um 14:08 Uhr von nursteffi
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Nutzer: maike1512
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geschrieben am: 24.08.2007    um 21:58 Uhr   IP: gespeichert
Die Geburt
Oft bringt das Weibchen die Jungen nachts oder zu einer Zeit, in der sie sehr viel Ruhe hat zur Welt. In der Regel wissen sie instinktiv, was sie machen müssen. Dennoch ist hier auch vom Halter eine sehr genaue Beobachtungsgabe gefragt, denn wenn es zu Komplikationen kommt, muss blitzschnell gehandelt werden. Die Mutter nabelt ihre Jungen ab und leckt sie daraufhin sauber. Das Sauberlecken hat mehrere Gründe, zum einen werden die Jungen von Resten aus dem Mutterleib befreit, die Blutzirkulation wird angeregt, die Bindung zur Mutter wird intensiviert und die Mutter überträgt ihren Geruch auf die Jungen. Die Nachgeburt frisst die Mutter, sobald sie die Jungen versorgt hat.
Lassen sie der Mutter und den Jungen erstmal Ruhe. Kontrollieren sie, ob im Gehege Todgeburten oder ungefressene Nachgeburten sind und entfernen sie diese. Zudem sollten sie blutverschmiertes Eintreu ersetzen.

Nach der Geburt
Die Jungen sind nackt, haben die Augen geschlossen und sind Nesthocker. Sie werden lediglich durch das durch gepolsterte Nest geschützt und wärmen sich gegenseitig. Erst etwa 24 Stunden nach der Geburt werden die Jungen das erste Mal gesäugt. Danach säugt sie etwa 1 bis maximal 2 Mal am Tag meist nachts ihre Jungen. In der übrigen Zeit lässt sie sie in Ruhe, um sie vor Feinden zu schützen und die Lage des Nestes nicht zu verraten. Täglich müssen die Jungen kontrolliert werden, ob die Bäuche rund und dick sind. Bitte in den ersten Wochen die Jungen nicht anfassen, wenn dann nur kurz und vorher die Hände mit Einstreu aus dem Gehege einreiben, damit die Jungen keinen fremden Geruch annehmen.
Nach etwa 3 Tagen beginnt das Fell langsam zu wachsen. Ab dem 10. bis 12. Tag fangen sie an die Augen zu öffnen und das Fell sollte voll ausgebildet sein. Erst nach etwa 3-4 Wochen verlassen sie das Nest und erkunden die Umgebung. Sie nagen nun an Heu und am Futter der Mutter und verringern die Milchaufnahme.

Kaninchenbabys benötigen keine spezielle Babysschonkost oder ähnliches!

Sie lernen das Fressen von der Mutter und fressen auch das Futter von ihr. Spezielle Babykost (z.B. Trockenfutter speziell für Babys) ist wie anderes Trockenfutter oft voller Kalorien und voller Getreide! Der Darmtrakt der Kleinen ist sehr, sehr empflindlich und so kann er durch das Trockenfutter sehr geschädigt werden oder sogar zerkleben.
Ab etwa der 8. Woche sind sie selbstständig und werden auch nicht mehr gesäugt, nehmen aber noch den Blinddarmkot ihrer Mutter auf. Zudem erlernen sie von ihrer Mutter wichtiges soziales Verhalten durch Nachahmung. Erst ab der 10. Woche sind sie vollkommen selbstständig und können nun von der Mutter getrennt werden. Sind Rammler im Wurf dabei können diese jetzt bis zur 12. Woche frühkastriert werden, damit eine Kastra-Quaratäne vermieden wird.
  TopZuletzt geändert am: 24.08.2007 um 21:58 Uhr von maike1512
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Nutzer: maike1512
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geschrieben am: 24.08.2007    um 21:58 Uhr   IP: gespeichert
Handaufzucht der Jungen
Es gibt Situationen, da ist die Mutter mit der Aufzucht ihrer Jungen überfordert oder es führen anderweitige Situationen dazu, dass eine Aufzucht mit der Hand notwendig ist.
Um ein Kaninchenbaby aufzuziehen benötigt man sehr viel Geduld. Je jünger ein Baby ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es überlebt. Kaninchenmilch ist sehr hochwertig und daher kaum zu ersetzen. Am Besten eignet sich gehaltvolle Katzenaufzuchtmilch, die etwa alle 4 Stunden den Jungen mit einer kleinen Pipette und einer Temperatur von etwa 37°C verabreichen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kleinen keine Flüssigkeit in die Luftröhre bekommen, sonst können sie ersticken oder Schädigungen davontragen. Einmal täglich füttern reicht bei einer Handaufzucht nicht aus, denn die Katzenaufzuchtmilch ist nicht so hochwertig wie die Kaninchenmilch und somit reichen die Nährstoffe nicht für 24 Stunden vor. Bei einer Fütterung sollte soviel Milch verabreicht werden, wie die Babys aufnehmen möchten. Je nach Alter und Wachstum des Kaninchenbabys variiert die Milchaufnahmemenge. Nach jeder Fütterung sollte der Bauch in Richtung des Alfters massiert werden, so dass die Verdauung angeregt wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Aufzucht ist die Wärme im Gehege. Am besten über ein Teil des Geheges eine wärmende Stallleuchte hängen, die dauerhaft brennen kann. Sollte keine Stallleuchte vorhanden sein, genügt auch eine Rotlichtlampe. Bei dieser bitte vorsichtig sein, denn sie wärmt um einiges mehr als eine Stallleuchte. Diese immer maximal 15 Minuten brennen lassen und eine Entfernung von 1,5 m sollte eingehalten sein, so dass die Kaninchenbabys nicht verbrannt werden. Nach einer 15-minütigen Brenndauer sollte eine Pause von etwa 30 Minuten eingehalten werden.
Das Gehege sollte mit staubfreiem Einstreu und Heu ausgelegt sein und Versteckmöglichkeiten bieten. Zudem sollten die Kleinen nicht in Zugluft oder in zu kalten Ecken stehen.
Mit einem Alter von etwa 4 Wochen sollte man versuchen den Kaninchenbabys Grünfutter anzubieten, aber weiterhin die Katzenaufzuchtmilch geben. Wird das Grünfutter gut angenommen, kann langsam versucht werden Frischfutter anzubieten, aber bitte langsam und Sorte für Sorte. Das Futter bitte nur zusätzlich anbieten und bis zu einem Alter von etwa 8 bis 10 Wochen immer noch die Katzenaufzuchtmilch füttern.
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