@Zwergfan: Ich habe über ein jahr lang in den USA gelebt und ich würde sagen: Nein, wir würden nicht so mitgehen.
Die Mentalitäten der Menschen sind so anders, die Lebensweise, das politische modell so unterschiedlich. Und allein die Art des Wahlkampfes ist nicht zu vergleichen. Während in den USA das ganze die Idee einer Party mit ernstem Hintergrund vermittelt geht es in Deutschland vornehmlich um Politikinteressierte und Parteimitglieder. Wer, der nicht ohnehin täglich die Politikseite seiner Tageszeitung liest würde sich den auf den öffentlich rechtlichen schon eine Debatte ansehen? Wenige.
Hier ist der Wahlkampf zum anschauen da, nicht zum mitfiebern. Und wir würden uns auch nicht von einem Obama mitreissen lassen, wir sind Skeptiker im Herzen. Und was bei irgendwelchen Fussball-Meisterschaften hier vor sich geht ist leider oder zum Glück(das sehe jeder wie er will) mit Politik hier kaum zu erreichen. Den Deutschen ist der Vorgartenrasen heilig - Schilder aufstellen, in denen man privat für seinen Favoriten wählt? Undenkbar.
Aber es ist auch so, dass in Deutschland die Partei gewählt wird. Klar ist der Kanzlerkanditat quasi die Galleonsfigurund kann einiges an Sympathiepunkten reinholen oder verspielen, aber am Ende mache ich mein Kreuz bei SPD oder CDU, nicht bei Merkel oder Steinmeier. Drüben ist es ganz anders - da wählt der Mensch aus dem Volk seinen Präsidenten und bekommt die Partei obendrauf. Und ich glaube fast, dass dann auch die Identifikation mit dem Kandidaten sehr viel stärker vorhanden und mit viel grösserer Emotionalität empfunden wird.
Eine andere Sache die mich etwas ärgert ist, dass es anscheinend keine Wahlkampf gibt.
Frau Merkel, für die ja in der letzten Regierungsperiode alles "ganz gut gelaufen ist" sitzt da, auf ihrem Haufen Anerkennung und milder Wählerzufriedenheit und hat die Hände im Schoss. Wer nit auf der Bergspitze herumtanzt, der fällt auch nicht hinunter, richtig?
Und wenn dann so ein, zugegebenermassen sehr ruhiger und wenig offensiver Herr Steinmeier oder, stellvertretend für ihn auch ein Parteimitglied, mal herkommt und die Angela ein wenig mit einem kleinen und zur Vorsicht vorn gut rundgefeilten und gepolsterten(man will ja nichts riskieren) Stöckchen piekst, dann sitzt sie da und murmelt ihr "lalala ich kann nicht höööö~öören und auch nicht sehen und füüü~üühlen".
Wenn es nicht bald mal einer wagt, ein wenig Dreck aufzuwühlen, ein Tabuthema anzuschneiden oder eine anz gewagte Idee auf den Tisch zu bringen, dann passiert hier in Sachen Wahlkampf gar nichts mehr. Fürchte ich.
Und das ist schade.
....wow, ich wusste bis gerade gar nicht, dass ich über so eine politische Anteilnahme verfüge. Bin beeindruckt von mir selbst
Und wer anderer Meinung ist darf mich gern korrigieren.