Am Freitag, den 14.08 habe ich dich in der Nähe meines Kaninchengeheges auf der Wiese gefunden. Ich dachte zuerst du seist tot, doch dann sah ich, dass du noch lebtest. Du hast da im Gras gelegen, hilflos und verlassen.
Vielleicht warst du aus deinem Nest gefallen oder deine Eltern haben dich rausgestossen, damit du das Fliegen erlernst, aber weit bist du nicht gekommen - nur 4 m in die Tiefe.
Ich weiss nicht, wie du diesen Sturz überleben konntest, aber meine Herz schlug für dich bei deinem ersten Anblick. Dich ins Nest zurücklegen konnte ich nicht, die Distanz war zu gross, unüberwindbar. Hätte ich dich dort gelassen, dann wärst du in dem aufziehenden Gewitter triefnass geworden oder vielleicht von einer Katze, als leichte Beute, gefressen worden.
Also nahm ich dich mit in mein Zimmer, bettete dich in einen Korb, gefüllt mit Heu und machte mich im Internet schlau, wie ich dir am besten helfen konnte. Ich las, dass man 100 ml mit einem Teelöffel Traubenzucker mischen sollte und dir das geben könne. So fuhr ich um ca. 21:30 in die nächste Raststätte und kaufte neutralen Traubenzucker (den Wurm, den ich dir angeboten hatte, konntest du nicht verschlingen - er war wohl zu gross). Ich weiss nicht, ob das gut war, ob ein kleiner Spatz Traubenzucker essen sollte, aber ich wusste nicht was ich tun sollte, denn du hattest deinen Schnabel ständig aufgesperrt und gepiepst . Du hast es dann auch brav aufgegessen...
Am nächsten Morgen bin ich in einen Laden, hab mich dort beraten lassen und Vogelaufzuchtfutter gekauft, sowie ein Nistkästchen, wo ich dich sorgfältig hineinlegte. Das Füttern war schwierig, doch du hast gekämpft. Deinen Schnabel hast du aufgesperrt, wann immer ich kam, wenn du meine Schritte hörtest. Wir haben im selben Zimmer geschlafen, denn in der Nacht warst du ruhig. Ich habe dich geliebt und heute hast du mich verlassen.
Ich wusste gleich, als ich den Deckel zu deinem Nest hob, dass es dir heute nicht gutging, dein weitaufgerissener Schnabel war nirgends zu sehen. Du hast dagelegen und die Welt um dich nicht mehr richtig wahr genommen. Ich wusste sofort, dass du gehen musstest, dass du die weite Reise über die Regenbogenbrücke antreten musstest. Ich hätte dich gerne behalten, aufgezogen und dir dann wieder die Freiheit geschenkt, aber du warst zu schwach, um auf dieser Welt zu bleiben.
Nun liegst du begraben an der Stelle, an der ich dich gefunden habe. Ich hoffe, dass du gut drüben angekommen bist, mein kleiner Schatz! Im Regenbogenland bist, frei und hoffentlich das Fliegen erlernt hast! Ich werde dich hier unten vermissen! Ich hatte dich sooo lieb!!!
Machs gut mein Kleiner!
http://i25.tinypic.com/11bj3n4.jpg
Lg Jessy