Entstehung

Abszesse können sich sehr schnell bilden und sind entweder als kleinere Beulen fühlbar oder wenn der Prozess schon fortgeschrittener ist, oftmals schon mit dem Auge als größere Umfangsvermehrung sichtbar. Bei "reifen" Abszessen kann es auch passieren, dass diese sich von allein öffnen und entleeren, trotzdem ist auch hier eine gründliche Untersuchung und Behandlung notwendig.
Jede Umfangsvermehrung gehört zur Diagnosestellung und Erstbehandlung in die Hände eines Tierarztes!
Behandlung

Um den Stress für das Tier so gering wie möglich zu halten und häufige Fahrten zum Tierarzt zu vermeiden, sollte man sich zeigen lassen, wie man eine Spülung selbst durchführen kann.

Das Spülen funktioniert bei sehr kleinen Öffnungen am besten mit einer Knopfkanüle, die auf eine Spritze aufgesetzt wird. Es empfiehlt sich, mehrere Spritzen vorzubereiten, wenn sehr viel gespült werden muss, damit der Wechsel der Spritzen zügig erfolgt. Bei größeren Wunden kann direkt mit der Spritze gearbeitet werden.
Als Spüllösungen können verdünnte Jodlösung, in Wasser gelöste Wasserstoffperoxidtabletten, Rivanol® oder Acridinlösung verwendet werden.
Für die Spülungen sollte das Tier auf einer rutschfesten Unterlage sitzen (am besten Einmal-Krankenunterlagen), die aus hygienischen Gründen entsorgt werden muss. Bei der Verwendung von Handtüchern ist eine Kochwäsche aufgrund der Verseuchung mit Bakterien dringend zu empfehlen.


Penicilline dürfen bei Kaninchen nicht oral verabreicht werden, da sie schwerste Verdauungsstörungen zur Folge haben!

Besonderheit Kieferabszess
Bedauerlicherweise treten bei Kaninchen nicht selten Kieferabszesse auf, die durch Zahnfehlstellungen, zu langes Zahnwurzelwachstum, zu hohem Druck auf die Zähne, Entzündungen des Zahnfleisches oder aber auch starke Schnupfenerkrankungen entstehen können. Kieferabszesse sind weitaus schwieriger und langfristiger zu behandeln. Eine schlechte Aussicht auf Heilung besteht, wenn der Kieferknochen aufgetrieben ist. Hier dringen die Bakterien in den Knochen ein und schwemmen diesen auf - auf einem Röntgenbild sieht dies tatsächlich wie ein vollgesogener Schwamm mit kleinen gefüllten Kammern aus.Es empfiehlt sich bei Kieferabszessen immer, ein Röntgenbild machen zu lassen, damit beteiligte Zähne und Zustand des Knochens beurteilt werden können. In Mitleidenschaft gezogene Zähne sollten entfernt werden.
Leukasekegel und Septocoll
Leukase-Kegel sind kleine Kügelchen, die in Wund- und Abszeßhöhlen eingebracht werden, sich dort langsam auflösen. Septocoll wird aus Pferdesehnen gewonnen und wie eine Art Schwämmchen getränkt mit Medikamenten in die Wundhöhle eingebracht. In beiden Fällen lösen sich die Materialien auf, so dass gegebenenfalls die Wundhöhle nicht erneut geöffnet werden muss und der Heilungsprozess in Gang gesetzt wird. Der Vorteil ist, dass weitere Infektionen der Wundfläche vermieden werden.Einige Hersteller haben einen dritten Wirkstoff (Trypsin) mit in die Leukase-Kegel eingebracht, der eine enzymatische Wirkung besitzt. In diesem Fall wird der Wundschorf verflüssigt, so dass das Antibiotikum besser und tiefer in das kranke Gewebe eindringen kann. Je nach Größe der Wund- bzw. Abszesshöhle werden ein oder mehrere Kegel eingebracht.
Bei der Behandlung von Abszessen, insbesondere bei Kieferabszessen, kann es sinnvoll sein, nach dem Spalten eines Abszesses Leukase-Kegel mit zur Wundbehandlung und Heilung einzusetzen. Die kleinen, ca. 1,5mm großen Kügelchen werden nach der Operation direkt in die Wundhöhle eingebracht - die Anzahl richtet sich nach der Größe der Wundhöhle. Die Kegel lösen sich innerhalb der Wundhöhle langsam auf und setzen dabei die enthaltenen Wirkstoffe frei:
Das enthaltene Antibiotikum (Framycetin) bekämpft sowohl grampositive als auch gramnegative Erreger und deckt somit ein breites Erregerspektrum ab und wirkt zusätzlich zum systemischen Anitbiotikum direkt an Ort und Stelle.
Das enthaltene Lokalanästhetikum (Lidokainhydrochlorid) betäubt die Wundflächen örtlich und wirkt somit dem Wundschmerz entgegen. Dieser Effekt ist insbesondere bei Kieferabszessen sinnvoll, um ein schnelles selbstständiges Fressen der Tiere zu erreichen. Zusätzlich sollte aber unbedingt ein systemisch wirkendes Schmerzmittel gegeben werden.
Die Leukasekegel oder Septocoll können während der ganzen Behandlung eingesetzt werden.